hrsgg. von Peter Blaikner, Vorwort von O. P. Zier.
Salzburg: Edition Eizenbergerhof 1995.
110 Seiten, Preis 8,70 €
hrsgg. von Peter Blaikner, Vorwort von O. P. Zier.
Salzburg: Edition Eizenbergerhof 1995.
110 Seiten, Preis 8,70 €
Ferdinand Sauter wird am 6. Mai 1804 in der Pongauer Gemeinde Werfen geboren, sein Vater, der kurfürstliche Rat Anton Sauter, war der letzte Beamte, den Erzbischof Hieronymus Colloredo vor der Säkularisierung des Erzbistums noch befördert hatte.
Nach dem frühen Tod des Vaters verleben die fünf Sauter-Kinder eine selige Kindheit am damals noch ländlichen Stadtrand von Salzburg, nicht weit von Gnigl, wo heute eine Straße an den Dichter erinnert. Die Ferdinand-Sauter-Straße entlang der Bahnlinie. Nach der 5. Klasse verlässt er das humanistische Gymnasium in Salzburg, arbeitet erst als Kaufmannslehrling, später als Schreiber in Haag im Innviertel und in Wels. Mit 21 Jahren landet er im Komptoir einer Wiener Papierfabrik, findet Zutritt in die Kreise der Künstler und Kunstfreunde rund um Franz Schubert und Ferdinand Raimund. Moritz von Schwind porträtiert ihn 1828.
Private, berufliche und politische Misere in Metternichs Polizeistaat machen ihm immer mehr zu schaffen, sein schlecht bezahlter „Papierposten“ proletarisiert ihn; äußerlich beginnt er zu verwahrlosen. Wegen seines „horriblen Äußeren“ und seines geradezu ruinösen Wahrheitsstrebens hat er den Ruf, in guter Gesellschaft unmöglich zu sein. 1839 verliert er seine Stelle und springt auf der Rückreise aus dem Salzburgischen bei Hallstatt übermütig von einem Felsen: Er bleibt bewusstlos mit gebrochenem Bein liegen – fortan hinkt er. Heiratsversuche schlagen fehl. Überliefertes Zitat einer Angebeteten: „No ja, Herr Sauter, ich tät Ihnen schon heiraten, wenn S’ net so viel trinken täten und so schlampig wären.“ Und als man dem stellen- und mittellosen Sauter einen gut dotierten Posten in Mittersill anbietet, lehnt er diesen mit der Begründung ab: „Lieber in Wien hungern als dort oben wohlleben!“
Trübsinn und Weltschmerz treiben ihn schließlich in die Gasthäuser der Wiener Vororte Hernals und Lerchenfeld und werden sein eigentlicher Wohnraum, seine wahre Heimat. „Im Trinkerland, im lustigen Lerchenfeld“. Hier schreibt er für einen Pfiff Wein aus dem Stegreif oder nach aufgegebenen Reimen seine spöttischen Gedichte auf einen Zeitungsrand oder auf die Rückseite einer Speisekarte seiner Stammkneipe „Zur Blauen Flasche“. In dieser feuchtfröhlichen Gesellschaft findet er für den Vortrag seiner Gedichte die Bewunderung und den Beifall, wonach er sich sehnt und erlangt um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Wirtshauspoet und Volksdichter der einfachen Leute eine außergewöhnliche lokale Berühmtheit. Ein Großteil seiner Gelegenheitsgedichte ist verloren, einige der genialen Einfälle und lustigen Streiche des „narrischen Ferdl“ leben auch heute noch ohne Urheber-Etikett als Wiener Volksgut weiter, wie zum Beispiel seine Aussprüche „Verkaufts mei Gwand, i bin im Himmel“ oder „Der Himmel voller Geigen“. Völlig verarmt stirbt er am 30. Oktober 1854 an der Cholera und wird am alten Hernalser Friedhof begraben. Am 7. April 1878 wird er exhumiert und in einem Ehrengrab am neuen Hernalser Friedhof beigesetzt.
Der heute weitgehend vergessene Dichter Ferdinand Sauter, laut O. P. Zier ein „Schanigarten Villon und hochpolitischer Spontanpoet des Vormärz“, soll durch diese Ausgabe wiederentdeckt werden. Seinem Streben nach Freiheit und Natur, seiner Kritik an den herrschenden politischen und gesellschaftlichen Zuständen, seiner Sehnsucht nach einem unbeschwerten Leben und seiner Verbundenheit mit den einfachen Leuten der Wiener Vorstadtkneipen möge die getroffene Auswahl seiner Gedichte gerecht werden.